Wir über uns
1923 Gründung und Aufbau
Im Jahr 1923 befand sich Bayern im Ausnahmezustand. Generalstaatskommissar Ritter von Kahr drängte auf Wiedereinführung der Monarchie, das Volk litt unter der galoppierenden Inflation und Adolf Hitler startete seinen ersten, wenn auch vergeblichen Putschversuch. Unter dem weiß-blauen Banner regierten Arbeitslosigkeit, Orientierungslosigkeit und Ratlosigkeit, da gründeten rührige Unternehmer im Raum Ingolstadt die "Baugewerksinnung".
Pro Amtsgerichtsbezirk wurde ein Obmann benannt.
Die "Baumeister und Steinmetzen" Rehle (Aichach), Finsterer (Geisenfeld), Thallmair (Pfaffenhofen) und Abé (Ingolstadt) gelten als Gründer der Innung, 1928 kam Bindchen (Schrobenhausen) hinzu. Als erster Obermeister weist die Chronik den Ingolstädter Otto Abé aus. Die Innung hatte in ihren Anfangsjahren vor allem mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen.
Auch waren die Arbeitsbedingungen noch wesentlich schlechter als heute, der "Vorkriegsmaurer" mußte mit viel einfacheren Hilfsmitteln auskommen:
- Die Baustoffe wurden meist mit Pferdefuhrwerken antransportiert.
- Denn Sand siebte man von Hand.
- Den Mörtel rührte man mit einer Mörtelrühre in hölzernen Mörtelpfannen an.
- Ohne große technische Hilfe wurden Steine und Mörtel auf der Baustelle verteilt.
- Die Arbeit auf dem Bau bedeutete höchste körperliche Anstrengung während einer 60-Stunden-Woche.
Im Dritten Reich wurden schließlich alle Innungen staatlich reglementiert. Das "Gesetz zum Aufbau des Deutschen Handwerks" legte 1933 sogenannte Pflichtinnungen fest, die wenig später abgeschafft wurden. Diktator Hitler versprach große Bauwerke als "Wertausdruck einer großen Zeit" (1938). Doch nach Ende des Zweiten Weltkrieges blieb statt dem "Wort aus Stein" nur Schutt und Asche.
1946 Wiederaufbau aus den Trümmern
Nach Kriegsende war die Bauwirtschaft vor ihre wohl größte Herausforderung gestellt. Schnell hatten sich die Innungen wieder gefunden. August Spreng, zunächst kommissarischer Obermeister, wird in der Generalversammlung der wieder in Leben gerufenen "Bauhandwerksinnung Ingolstadt" am 20. Januar 1946 ordentlich in dieses Amt gewählt.
Zement, Kalk und Ziegelsteine wurden von der US-Militärregierung nur gegen Bezugsscheine ausgegeben. Alle Innungen mußten die exakte Anzahl der in ihren Mitgliedsfirmen beschäftigten Mitarbeiter sowie aller vorhandenen Maschinen und Geräte erheben, da diese Angeben Grundlage für die Zuteilung von Baumaterialien waren.
In der Innungshauptversammlung am 2.Juli 1947 wurde ein Mitgliederstand von 126 Firmen festgestellt. Die Einnahmen der Innung von damals beträchtlichen 14.144,79 Reichsmark waren fast ausschließlich Mitgliedsbeiträge. Auf der Ausgabenseite schlugen in der Summe von 9.940,30 Reichsmark am deutlichsten die Kosten der Geschäftsführung (2.575,00 RM), die Beträge an den Landesverband (2.058,30 RM) und die Entschädigung für Zeitversäumnis des Obermeisters (1.950,00 RM) zu Buche.
1954 Festigung und Aufschwung
Am 11.September 1954 wählte die "Bauhandwerksinnung Ingolstadt-Pfaffenhofen-Schrobenhausen-Aichach" den Pfaffenhofener Rudolf Klee zum Nachfolger von August Spreng. Bei einem Mitgliederstand von nurmehr 113 Firmen hatte die Innung damals bereits einen Vermögensstand von 7.398,00 DM angespart. Ihre erste Gesellenprüfung hielt die Bauinnung am 9. und 10. Dezember 1954 in Ingolstadt ab, die anschließende Freisprechungsfeier fand im Pfaffenhofener Kramerbräu statt.
Rudolf Klee prägte die Bauinnung in besonderer Weise. 1955 war Rudolf Klee maßgeblich an der Erarbeitung einer neuen Innungssatzung beteiligt. Seine offene Zusammenarbeit mit Behörden und Verbänden machte sich zum Wohl der Mitgliedsfirmen bezahlt. So führte er mehrfach erfolgreich Diskussionen um die Planfertigungszulassung von verantwortlichen Bauleitern, um die Eindämmung von Schwarzarbeit oder über die Lehrlingsanleitungsbefugnis. Gemeinsam mit dem Arbeitsamt begründete Klee die berufliche Fortbildung in Winterseminaren und führte Verhandlungen zur Verbesserung der Schlechtwetterregelung. 1956 wurde auf die Initiative des rührigen Obermeisters erstmals in Bayern eine Sterbegeldversicherung für Innungsmitglieder beschlossen. 1976 konnte die Innung auf sein Betreiben hin eine Lehrwerkstätte in Ingolstadt eröffnen. Durch die Einrichtung zahlreicher Ausschüsse band Rudolf Klee wesentlich mehr Innungsmitglieder in die Innungsarbeit ein. Besonders aktiv zeigte sich die Fachgruppe Fliesenleger, deren Leiter von 1961 bis 1972 Martin Lehner und von 1972 bis 1996 Georg Hallermeier waren. Um die Fachgruppe Putz/Stuck/Trockenbau erwarb sich Benno Kost über 25 Jahre hinweg herausragende Verdienste, wofür er mit dem Titel "Ehrenmeister des Stuckateurhandwerkes" ausgezeichnet wurde.
Rudolf Klee, der bereits seit 1958 stellvertretender Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Baumeister war, schied 1972 aus diesem Amt und wurde Vorsitzender der Landesfachgruppe Hochbau gewählt. 1974 erhielt er die goldene Ehrennadel vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen und das Bundesverdienstkreuz "für besondere Verdienste in der Selbstverwaltung der Organe der Sozialversicherung". 1977 übernahm Klee den Vorsitz im Landesarbeitskreis "Berufsgrundschuljahr", 1978 in der Landesfachgruppe "Berufsbildung"
Ein Meilenstein in der Innungsgeschichte war 1960 der Kauf des Anwesens Stacheder in Seeham für 45.000 DM. Innerhalb von vier Jahren wurde dieses Objekt abschnittsweise zum Bildungshaus der Innung um- und ausgebaut, Alfred Rappel hatte die Pläne hierzu erstellt. Nicht nur das Haus Seeham sollte die gesellschaftliche Bindung unter den Innungsmitgliedern festigen, sondern auch die zahlreichen Innungsreisen.
Die erste Reise mit 16 Teilnehmern führte 1965 nach Griechenland, in den folgenden Jahren besuchten die Innungsmitglieder fast alle Staaten Europas. Ägypten (1979) und Kenia (1986) waren die entferntesten Urlaubsziele unter der Organisation von Rudolf Klee.
Am 30. Mai 1967 rief Rudolf Klee den Bezirksverband des Landesverbandes baugewerblicher Unternehmer in Bayern ins Leben. Damit legte der weitsichtige Obermeister einen wesentlichen Grundstein für die weitere, erfolgreiche Entwicklung der Bauinnung Ingolstadt-Pfaffenhofen.
1990 Neuorientierung und Stärkung
Am 27. April 1990 wurde der Ingolstädter Michael Haas als Nachfolger von Rudolf Klee zum Obermeister gewählt. Auch die Fachgruppe Putz/Stuck/Trockenbau erhielt 1990 einen neuen Leiter: Armin Schoppmeyer löste Benno Kost ab.
Als besonders aktiver und erfolgreicher Bauunternehmer war es Michael Haas ein großes Anliegen, seine Kenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben. Er legte großen Wert auf die ursächlichen Belange der Innung, informierte die Innungsmitglieder in Rundschreiben und Versammlungen über alle aktuellen tariflichen, arbeits- und baurechtlichen Neuerungen und war jederzeit ein guter Ratgeber. Michael Haas setzte auch die Tradition der Innungsreisen fort. Unter anderem führte er seine Kollegen 1992 nach Fernost (Bangkok-Singapur-Hongkong) und 1994 nach New York. Durch sorgsamen Umgang mit den Innungsfinanzen konnte während seiner Arbeitszeit ein beträchtliches Barvermögen angespart werden. Überdies vertrat Michael Haas in verschiedenen Gremien der Selbstverwaltung mit allem Nachdruck die Belange der Bauhandwerks. Leider war es ihm wegen seines plötzlichen Todes nicht mehr vergönnt, seine guten und konstruktiven Ideen umzusetzen.
1995 Aufbruch ins neue Jahrtausend
Nach dem Tod von Michael Haas wurde mit dem langjährigen stellvertretendem Obermeister Max Hechinger wiederum ein Pfaffenhofener an die Spitze der Bauinnung gewählt. Dem amtierenden Obermeister ist viel daran gelegen, die erfolgreiche Arbeit seiner Vorgänge fortzuführen, dabei aber auch neue Akzente zu setzen.
Als wesentliche Aktionen seiner noch jungen Amtszeit können der gelungene Verkauf des Anwesens Seeham und der Erwerb eines Ersatzobjektes in Reit im Winkl genannt werden. Wegen der sehr hohen Unterhaltskosten und einer bedauerlicherweise sehr geringen Nutzung entschloß sich die Innung am 12. September 1997 mehrheitlich zum Verkauf der Liegenschaft in Seeham. Zum Erwerb des neuen Objekts in Reit im Winkl am 29.Dezember 1997 leistete der stellvertretende Obermeister Michael Rieblinger großartige Unterstützung. Nach Abschluß der Renovierung wird das Haus ab August 1998 zu einem neuen Treffpunkt kollegialer Unternehmer werden.
Gegenwärtig zählt die Bauinnung Ingolstadt/Pfaffenhofen 100 Mitgliedsbetriebe. Die Bauwirtschaft befindet sich in schwierigster Situation, der ruinöse Preisverfall gefährdet selbst gesunde Betriebe. Der Landesverband und die Bauinnung stehen daher vor großen Herausforderungen.
Die Bauinnung Ingolstadt/Pfaffenhofen versteht sich heute vor allem als Dienstleistungsbetrieb. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Unterstützung der Mitgliedsbetriebe in allen Bereichen der Betriebsführung.
Die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarinnungen Eichstätt und Neuburg/Donau sowie mit den Berufsschulen und überbetrieblichen Ausbildungszentren unterstützt das Bemühen um eine ständige Verbesserung der Ausbildung in den Bauberufen.
Die Qualität und Leistungsbereitschaft der jungen Baufacharbeiter ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Betriebsentwicklung.
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